Fohlen...
Ernährung des Fohlens: Physiologie, Stoffwechsel und spezifische Bedürfnisse während der frühen Lebensphase
Die ersten Lebenswochen eines Fohlens stellen eine kritische Phase für seine Entwicklung dar, da sie den Grundstein für seine künftige Gesundheit und Leistungsfähigkeit legen. In dieser Zeit vollzieht das Fohlen wichtige metabolische und physiologische Anpassungen, die eine präzise und wissenschaftlich fundierte Fütterungsstrategie erfordern. Der Körper des Fohlens benötigt eine hohe Menge an Energie, Makro- und Mikronährstoffen, um eine gesunde Skelettstruktur zu entwickeln, das Immunsystem zu stärken und eine adäquate physiologische Homöostase zu erreichen.
(Concept: Armin Pinter, 2025)
Einleitung...
Ernährung des Fohlens: Physiologie, Stoffwechsel und spezifische Bedürfnisse während der frühen Lebensphase...
Das Fohlen ist bei der Geburt in einem Zustand relativer Unreife, insbesondere was das Verdauungssystem betrifft. Die metabolischen Prozesse, die für Wachstum, Energieproduktion und die Entwicklung des Immunsystems verantwortlich sind, stehen unter einem intensiven Druck, um das schnelle Wachstum und die Anpassung des Fohlens an die externe Umwelt zu ermöglichen.
Eine falsche Ernährung in dieser frühen Phase kann sowohl die physiologische Entwicklung des Fohlens als auch seine langfristige Gesundheit beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, die komplexen metabolischen Anforderungen des Fohlens zu verstehen und eine Ernährung zu wählen, die alle diese Bedürfnisse optimal abdeckt.
Physiologische Entwicklung und metabolische Prozesse des Fohlens...
a) Die Unreife des Verdauungssystems bei der Geburt
Das Verdauungssystem des Fohlens ist bei der Geburt noch nicht vollständig entwickelt, insbesondere im Hinblick auf die enzymatische Kapazität, größere Mengen an festen Nahrungsmitteln zu verdauen. Das Fohlen hat in den ersten Lebenstagen noch keine ausreichende Menge an Verdauungsenzymen (z. B. Amylase, Lipase, Proteasen), um komplexe Kohlenhydrate, Lipide und Proteine in ausreichend gut verdauliche Bestandteile zu zerlegen.
Dies bedeutet, dass das Fohlen in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt fast ausschließlich auf die Muttermilch angewiesen ist, die in ihrer Zusammensetzung auf die physiologischen Bedürfnisse des Neugeborenen abgestimmt ist.
Die unvollständige Entwicklung der Verdauungskapazitäten ist darauf zurückzuführen, dass die Produktion von Verdauungsenzymen und die Entwicklung von Pankreasfunktionen erst im Laufe der ersten Lebenswochen signifikant steigen. Besonders die Fähigkeit zur Verdauung von Cellulose und anderen komplexen Kohlenhydraten, die in Pflanzenfasern enthalten sind, beginnt erst im späteren Entwicklungsverlauf (etwa ab dem 2. Lebensmonat) adäquat zu funktionieren (Bowers et al., 2010).
Passiver Immuntransfer und Proteinsynthese...
Das Fohlen erhält in den ersten Stunden nach der Geburt über die Aufnahme von Kolostrum die entscheidenden Antikörper und Immunglobuline. Dies ist besonders wichtig, da das Fohlen bei der Geburt noch keine eigenen Antikörper besitzt und die Plazenta keine Immunabwehr überträgt (Georgieva et al., 2017). Der passive Immuntransfer aus dem Kolostrum ist für die Entwicklung der ersten Immunabwehr von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus enthält Kolostrum eine hohe Konzentration an Proteinen, die notwendig sind, um das rapide Wachstum des Fohlens zu unterstützen.
Proteine sind entscheidend für die Zellteilung und Gewebereparatur während des Wachstumsprozesses. Eine unzureichende Zufuhr von Proteinen, insbesondere der essenziellen Aminosäuren wie Lysin, Methionin und Threonin, kann das Wachstum des Fohlens hemmen und langfristig die Ausbildung von Knochen, Muskeln und anderen Geweben beeinträchtigen (Hodges et al., 2012).
c) Wachstum und Metabolismus: Energiebilanz und Stoffwechselanpassungen
Die metabolische Anpassung des Fohlens in den ersten Lebensmonaten stellt eine Herausforderung für das endokrine System dar. Besonders relevant sind die Prozesse der Lipolyse (Fettabbau) und Glykolyse (Abbau von Kohlenhydraten), die eine schnelle Energiebereitstellung gewährleisten. Während das Fohlen in den ersten Wochen hauptsächlich von der Energie der Muttermilch abhängig ist, beginnen die Zucker- und Fettreserven des Körpers allmählich eine Rolle zu spielen. Besonders in den ersten zwei Lebensmonaten müssen Fettsäuren als primäre Energiequelle für das schnelle Wachstum des Fohlens dienen (Muir, 2005).
In der späten Entwicklungsphase, wenn das Fohlen beginnt, Gras und Heu zu fressen, beginnt der Verdauungstrakt zunehmend, die Kohlenhydrate aus pflanzlicher Kost zu verarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt werden die mikrobielle Fermentation und die enzymatische Verdauung von Zucker und Zellulose im Dickdarm zunehmend effizienter, was eine wesentliche Quelle für langanhaltende Energie bereitstellt (Bowers et al., 2010).
d) Knochenentwicklung und Mineralstoffversorgung
Die Knochenentwicklung des Fohlens ist eine besonders komplexe und energieaufwändige biologische Funktion. Kalzium und Phosphor sind essentielle Mineralstoffe für die Knochenbildung, und ihr Verhältnis muss sorgfältig reguliert werden, um strukturelle Probleme wie Rachitis oder Osteoporose zu vermeiden. Das ideale Kalzium-Phosphor-Verhältnis für wachsende Fohlen liegt bei 2:1 (Prittie, 2010).
Ein Mangel an Kalzium kann zu einer unzureichenden Mineralisierung des Skeletts führen, was die Knochenstruktur schwächen und zu Anfälligkeit für Frakturen und Gelenkprobleme führen kann. Kupfer und Zink spielen eine zentrale Rolle bei der Bildung von Kollagen, einem wichtigen Bestandteil des Knochengewebes, und sind daher ebenfalls für die gesunde Entwicklung des Bewegungsapparats notwendig (Muir, 2005).
Fütterung des Fohlens in den ersten Lebensmonaten...
a) Fütterung in den ersten Stunden bis Tagen: Kolostrum und Muttermilch
In den ersten Stunden nach der Geburt ist das Kolostrum das einzige Futtermittel für das Fohlen, da es nicht nur die notwendigen Antikörper enthält, sondern auch eine konzentrierte Quelle von Fetten, Proteinen und Mineralstoffen bietet. Kolostrum hat in dieser Phase eine sehr hohe Energiedichte, was entscheidend für die Unterstützung des Energiebedarfs des Fohlens ist. Während dieser Zeit findet eine essentielle Anpassung des Verdauungssystems statt, um die Verdauung von festen Nahrungsmitteln zu ermöglichen.
Sobald das Fohlen in den ersten Tagen mit ausreichend Kolostrum versorgt wurde, erfolgt der Übergang zur Muttermilch, die sich im Vergleich zum Kolostrum in ihrer Zusammensetzung etwas verändert. Muttermilch bietet nicht nur Energie, sondern ist auch für den weiteren immunologischen Schutz und das Wachstum des Fohlens unerlässlich.
b) Einführung von Heu und grünem Futter ab dem 1. Monat
Mit zunehmendem Alter und der Reifung des Verdauungssystems beginnt das Fohlen, von der Muttermilch auf feste Nahrung umzusteigen. Zu Beginn werden kleine Mengen an hochwertigem Heu oder Gras angeboten, da das Fohlen aufgrund seines noch nicht voll entwickelten Verdauungssystems nur begrenzt in der Lage ist, faserige Nahrung zu verarbeiten. Studien zeigen, dass Fohlen ab dem 2. Monat beginnen können, den Zelluloseanteil aus Gras oder Heu zu fermentieren, was zur Energiegewinnung aus den unverdaulichen Fasern beiträgt (Bowers et al., 2010).
c) Fütterung mit Kraftfutter ab dem 2. Monat
Sobald das Verdauungssystem des Fohlens ausreichend entwickelt ist, können kleine Mengen von Kraftfutter wie Hafer, Gerste oder speziell formulierte Fohlenmischungen eingeführt werden, um den steigenden Energiebedarf zu decken. Die Zufuhr von Kraftfutter sollte jedoch schrittweise erfolgen, um eine Überforderung des Verdauungssystems zu vermeiden und eine gesunde Mikrobiota im Darm zu etablieren. Eine übermäßige Aufnahme von Stärke und Zucker kann zu Verdauungsstörungen wie Koliken oder Durchfall führen (Bowers et al., 2010).
d) Mineralstoff- und Vitaminergänzungen
Um die Knochengesundheit zu fördern und die richtige Entwicklung des Bewegungsapparates zu gewährleisten, sollte das Fohlen mit einer ausgewogenen Menge an Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt werden. Hierbei kommen speziell formulierte Fohlenfutterergänzungen zum Einsatz, die Kalzium, Phosphor, Kupfer, Zink und Vitamin D in einem optimierten Verhältnis enthalten. Vitamin D spielt eine zentrale Rolle bei der Kalziumaufnahme im Darm und unterstützt die Knochenmineralisierung, insbesondere bei Fohlen, die in kälteren, weniger sonnigen Klimazonen leben (Muir, 2005).
Conclusio:
Die richtige Ernährung eines Fohlens ist von fundamentaler Bedeutung für seine gesunde Entwicklung, insbesondere in den ersten Lebensmonaten, in denen es mit komplexen metabolischen Herausforderungen konfrontiert ist. Der Übergang von flüssiger zu fester Nahrung, die Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen und die Unterstützung der Knochenentwicklung sind entscheidend für eine gesunde Skelettstruktur und ein starkes Immunsystem. Eine unzureichende oder unausgewogene Fütterung in dieser Phase kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen, die die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit des Pferdes beeinträchtigen. Daher ist eine präzise und an den physiologischen Bedürfnissen des Fohlens ausgerichtete Fütterungsstrategie unerlässlich.